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Wirtschaft

Wo sich Online-Shopping im Ausland lohnt

Freier Korrespondent Handel und Konsumgüter
Steuern, Zölle und Zusatzkosten machen Preisvorteile oft zunichte

Um einen Mantel in New York, Parfüm in Paris und Schuhe in Rom zu erstehen, müssen Verbraucher nicht vom Sofa aufstehen. Aber nicht immer zahlt sich der Kauf in ausländischen Webshops aus. Nach einer Analyse des Schnäppchenvermarkters MyDealz, deren Ergebnisse der „Welt“ exklusiv vorliegen, rechnet sich der Aufwand nur bei ausgewählten Produkten.

„Die Bestellung im Ausland kann sich zurzeit vor allem bei Mode- und Elektronikartikeln sowie Parfüms und Kosmetik lohnen“, sagen die Experten. Die durchschnittliche Ersparnis bei Kleidung lag nach der Auswertung von Shopdaten aus der vergangenen Woche bei 15,8 Prozent. Im Ausland bestellte Elektronikprodukte waren im Schnitt 9,1 Prozent billiger. Bei Kosmetik und Parfüms schrumpfte der Preisvorteil auf 4,7 Prozent – bei großer Schwankungsbreite.

Gelegentlich erweist sich auch der Vergleich von Landespreisen bei internationalen Onlinehändlern als lukrativ, wie der Test zeigt. Nach der MyDealz-Stichprobe verkaufte Amazon beispielsweise die Sony Playstation 4 mit 500-Gigabyte-Festplatte in seinem US-Onlineshop vergangene Woche für 276,46 Euro – knapp 15 Prozent billiger als das laut Preisvergleichsportal Idealo beste Angebot in Deutschland. Generell empfehle sich die Nutzung von Preisvergleichsportalen für alle, die im Ausland auf Schnäppchenjagd gehen wollen, so die Experten. Das zu Axel Springer (unter anderem „Welt“, „Bild“) gehörende Portal Idealo etwa unterhalte Landestöchter in Frankreich und Großbritannien, für die USA und Asien liefere www.shopping.com entsprechende Daten.

Käufe außerhalb des Euro-Raums lohnen sich laut MyDealz-Analyse wegen des schwache Euros derzeit nur selten. Zudem drohten – auch innerhalb der EU – versteckte Kosten beim Versand sowie längere Lieferzeiten. Das genaue Studium der Geschäftsbedingungen ist also unerlässlich. Häufig müssten die Kunden außerdem im Fall von Umtausch und Rücksendung die Kosten tragen. Wenn Waren aus einem Nicht-EU-Staat stammen, fallen ab einem Wert von 22 Euro die Einfuhrumsatzsteuer von sieben beziehungsweise 19 Prozent an; ab 150 Euro werden Zollgebühren fällig, abhängig von der Art des bestellten Produkts. Also auch hier vorab informieren. Laut MyDealz sind etwa für digitale Fotoapparate, Bücher, Spielkonsolen und Notebooks keine Abgaben fällig. Beim Import von Mode verlange der Zoll jedoch zwölf Prozent, für Kosmetik sind es bis zu 6,5 Prozent und für CDs und DVDs 3,5 Prozent. „Das vermeintliche Schnäppchen aus dem Ausland kann sich so schnell zur Kostenfalle entwickeln“, warnen die Experten. Dazu kommen rechtliche Risiken. So gelte in den USA eine Widerrufsfrist von drei Tagen, in Asien sei sie „uneinheitlich“. Zudem sei es häufig schwierig, seine Rechte als Konsument gegenüber Händlern aus Nicht-EU-Staaten geltend zu machen.

Wer Auslandsschnäppchen als Weihnachtsgeschenk sucht, muss sich zumindest sputen – manchmal dürfte es für dieses Fest bereits zu spät sein. Während die Paketdienste im Inland versprechen, auch spät abgegebene Päckchen bis Heiligabend zuzusenden, sollten nach Recherchen der „Welt“ innerhalb Europas Laufzeiten von sieben bis neun Tagen kalkuliert werden. Weltweit kann es bis zu drei Wochen dauern, bis Pakete eintreffen. Abhilfe schaffen gegebenenfalls schnelle Sonderservices – zu entsprechenden Kosten.

Zwar gelte auch innerhalb der EU „grundsätzlich das Recht des Staates, in dem der Verkäufer seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort hat“, so der Zertifizierer Trusted Shops. Einfuhrzölle fallen hier nach Angaben der Verbraucherschützer in der Regel aber nicht an. Nur auf wenige Erzeugnisse wie Alkohol, Kaffee und Tabakwaren seien Verbrauchssteuern fällig. Einige Abweichungen bei den Bedingungen gibt es aber auch innerhalb der EU. So beträgt die Frist für den Widerruf von Käufen in der Regel nur sieben Werktage. Das 14-tägige deutsche Widerrufsrecht greift allerdings, wenn ein Händler sich erkennbar auf deutsche Verbraucher ausrichtet, beispielsweise mit deutschsprachiger Website. Generell müssen die Verkäufer in Europa dieselben Informationspflichten erfüllen wie in Deutschland, also beispielsweise auf Zusatzkosten hinweisen.

Wer sich durch nationale Besonderheiten und Sprachbarrieren nicht abschrecken lässt, kann nach den Ergebnissen von MyDealz gelegentlich gute Geschäfte machen. So war eine Levi’s-501-Jeans in Großbritannien in der vergangenen Woche für umgerechnet 41,81 Euro zu haben, fast 40 Prozent billiger als beim günstigsten deutschen Anbieter. Eine Damentasche von Designer Michael Kors gab es in den USA acht Prozent preiswerter als hierzulande. Auch Filme und Videospiele seien von Fall zu Fall im Ausland günstiger zu haben, der Import von Software lohne dagegen in aller Regel nicht. Wer im Ausland einkauft, sollte sicherstellen, dass er keine Plagiate erwirbt. Darauf wies jüngst die Stiftung Warentest hin. Der Zoll könne gefälschte Ware beschlagnahmen und die Markenfirma verständigen. Mögliches Resultat: „Ware und Geld sind futsch, zudem stellt der Firmenanwalt eine Rechnung.“

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