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Prämienpanne Shell entfacht Shitstorm mit verpatzter Treuepunkte-Aktion

Eigentlich wollte Shell die Kundenbindung stärken: Der Konzern versprach allen, die in seinen Tankstellen 999 Treuepunkte sammeln, einen E-Reader von Amazon. Die Aktion endete als gewaltiges PR-Desaster.
Logo von Shell: Fehlschlag bei Treueaktion mit Amazon Kindle

Logo von Shell: Fehlschlag bei Treueaktion mit Amazon Kindle

Foto: LUKE MACGREGOR/ Reuters

Hamburg - Das Versprechen klang gut: Wer binnen eines Monats in Shell-Tankstellen 999 Treuepunkte sammelt, dem wollte der Mineralölkonzern ein Kindle von Amazon schenken. Treuepunkte gab es nicht nur fürs Tanken, sondern auch für den Einkauf im Tankstellenladen. Eine Ritter Sport (Vollnuss & Nougat) für 1,20 Euro brachte nach Angaben des Schnäppchenportals MyDealz.de  an manchen Tagen bis zu 100 Punkte. Rund zehn Euro musste man investieren, um einen E-Reader vom Amazon zu erhalten, Listenpreis: 129 Euro.

Technik für Tanken und Süßes: Das Angebot war gut. Zu gut. Denn in kaum einem Land der Welt gibt es wohl so viele Schnäppchenjäger, Rabattmarkensammler und Sparfüchse wie in der Bundesrepublik. Und die sind auch noch gut verdrahtet. Zehntausende tauschten via Facebook, Twitter und MyDealz Tipps zum Punktesammeln für die Aktion des Karten- und Prämienprogramms Shell ClubSmart aus. Schokoartikel, die besonders viele Punkte brachten, waren an den entsprechenden Tankstellen rasch ausverkauft.

Diesen Freitag nun sollten die treuen Kunden belohnt werden und über die Shell-Homepage ihren Kindle bestellen können. Doch der Andrang war zu groß. Zum Start der Einlösefrist seien die Aufrufe der entsprechenden Shell-Seite auf das 40fache des Normalen gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Der Server schmierte ab, die Seite war teils nicht erreichbar. Obendrein war die Zahlen der Prämien-Kindles auf 10.000 Stück begrenzt, schon nach gut drei Stunden waren die E-Reader vergriffen. Viele Kunden gingen leer aus - und kehrten zu Facebook und Twitter zurück, um ihrem Ärger Luft zu machen.

"Shell? Nie wieder!! Kunden lassen sich nämlich nicht verschaukeln", lautet einer der netteren Kommentare auf der Facebook-Seite des Konzerns . "Wer hat Lust auf ne #shellsmart 1000-Punkte-Verbrenn-Party? Ich spendier auch ne Runde Rittersport", lautet einer der lustigeren Kommentare auf Twitter . Bei Google Trends war die Shell-Geschichte am Freitag teils das Top-Thema .

Shell entschuldigte sich für die Technikpanne . Man bedaure es, dass "nicht jeder Interessent zum Zuge kommen konnte", hieß es in einer Mitteilung an die Kunden. Allerdings habe man "von Anfang an kommuniziert, dass die Zahl der Prämien begrenzt ist".

Für den Konzern ist es schon das zweite PR-Desaster binnen kurzer Zeit. Erst im Dezember wollte der Konzern mit einem hippen "Jugend forscht"-Pendant um die Sympathien junger Kunden werben. Doch dann kaperten Aktivisten die Bühne, ließen eine Fontäne mit brauner Flüssigkeit steigen und brüllten: "Hier kann man den Stecker ziehen, in der Arktis nicht." In der Arktis werden rund 30 Prozent der weltweit unentdeckten Erdgasvorkommen und 13 Prozent des noch zu findenden Öls vermutet. Shell hat in diesem Gebiet 2012 Probebohrungen durchgeführt.

ssu
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