Versteckte Kosten beim Online-Shopping: Beim Versand langen manche Händler kräftig zu

Berlin, 11. Februar 2016. Drei von vier Deutschen (74 Prozent) haben, einer Studie der Agentur We are Social zufolge, in den letzten dreißig Tagen ein Produkt im Internet gekauft. Vor allem die Möglichkeit, Waren günstig zu kaufen und direkt nach Hause oder ins Büro liefern zu lassen, wirkt attraktiv. Doch die Bequemlichkeit hat ihren Preis: Bei den Versandkosten langen manche Händler kräftig zu. Und oft werden diese im Kleingedruckten versteckten Zusatzkosten erst im letzten Bestellschritt angezeigt — zu einem Zeitpunkt, an dem die Kaufentscheidung schon gefallen ist. Das Social-Commerce-Portal mydealz erklärt deshalb, mit welchen versteckten Kosten Konsumenten beim Online-Shopping rechnen sollten.

Der kostenfreie Versand ist meist an den Mindestbestellwert gekoppelt

Die gute Nachricht vorweg: Service wird auch bei manchen Internet-Händlern groß geschrieben: Mit Deichmann, S.Oliver und Zalando bieten drei der von mydealz im Rahmen einer Stichprobe getesteten fünfzig Online-Händler ihren Kunden einen kostenfreien Versand an. Amazon, Thalia und Bol.de liefern immer dann kostenfrei aus, wenn ein Buch (mit)bestellt wird. Und zwölf weitere Händler übernehmen die Versandkosten, wenn die Bestellung einen gewissen Wert übersteigt. Dieser fällt teilweise jedoch hoch aus: Lego verzichtet beispielsweise erst ab einem Bestellwert von 55 Euro auf die Berechnung des Portos. Und beim Shopping-Club BuyVIP.com müssen Kunden sogar Mode im Wert von mindestens 100 Euro bestellen, um vom kostenfreien Versand zu profitieren.

Bei den meisten Internet-Händlern zahlen Konsumenten für den Versand jedoch extra: 32 der von mydealz getesteten 50 Online-Shops berechnen grundsätzlich eine Versandpauschale. Diese beträgt durchschnittlich 6,59 Euro für die günstigste Versandart und variiert stark: Während Esprit faire 95 Cent pro Bestellung berechnet, bittet der Elektronik-Shop Mindfactory.de seine Kunden kräftig zur Kasse: 7,99 werden hier pro Bestellung im günstigsten Fall fällig. Im Gegenzug erhalten Kunden ihre Ware auf dem Postweg oder per Paketlieferdienst in der Regel zwei bis drei Tage nach dem Kauf.

Die Zustellung per Express oder am gleichen Tag kosten extra

Wer nicht mehrere Tage auf die Lieferung warten möchte, hat bei bei 19 der von mydealz getesteten fünfzig Händler die Möglichkeit, Waren innerhalb von 24 Stunden liefern zu lassen. Konsumenten sollten sich dies jedoch genau überlegen, denn dieser Service kostet ordentlich. Durchschnittlich 12,54 Euro werden für die Express-Lieferung fällig. Bei Händlern wie Otto.de und dem Elektronik-Shop Heine.de schlägt der Über-Nacht-Service sogar mit 15,90 Euro zu Buche.

Noch deutlich seltener ist die Zustellung am gleichen Tag. Amazon und die Online-Shops von Conrad und Thalia bieten diesen Service aktuell für einige Regionen an — und auch hier gibt es große Preisunterschiede. Kunden von Thalia und Amazon müssen 9,90 beziehungsweise 9,99 Euro zahlen, wenn sie ihre Bestellung noch am gleichen Tag erhalten möchten. Conrad hingegen ist vergleichsweise teuer: Satte 32,50 Euro kassiert der Elektronikhändler für die Lieferung innerhalb von drei Stunden. Der Einkaufsbummel in der lokalen Fußgängerzone dürfte weitaus günstiger sein.

Für den Versand von Möbeln und sperrigen Gütern zahlen Konsumenten bis zu 120 Euro

Wer Möbel oder sperrige Waren wie Fernseher im Internet bestellen möchte, sollte die Versandbestim-mungen der einzelnen Händler genau prüfen. Bei keiner anderen Versandart variieren die Kosten dermaßen stark. Thomann, ein Händler von Musikbedarf, und Mytoys.de versenden Sperrgut zum Schnäppchentarif von 2,95 beziehungsweise 7,95 Euro und mit Baur.de, Cyberport.de, Heine.de Notebooksbilliger.de und QVC.de verschicken gleich fünf der von mydealz getesteten Händler sperrige Güter zu einem Preis von 30 Euro. Nach oben kennt der Markt jedoch keine Grenzen: Der Versandhändler Otto.de berechnet beispielsweise pauschal 49,90 Euro für die Lieferung sperriger Güter.

Der Möbelhändler Ikea und der auf Fernseher und Waschmaschinen spezialisierte Online-Shop Alternate.de haben für den Versand von Sperrgut sogar eigene Preismodelle erarbeitet: Bei Ikea beginnen die Versandkosten für Sperrgut bei 29 Euro und steigen — je nach Warenwert — auf bis zu 149 Euro für Waren im Wert von mehr als 1.200 Euro. Alternate macht die Versandkosten abhängig vom Gewicht der bestellten Ware: Bis zu 100 Kilogramm kosten 29,99 Euro, mehr als 100 Kilogramm schlagen mit 90 Euro zu Buche. Beide Händler bitten beim Versand also die Kunden am stärksten zur Kasse, die den meisten Umsatz bringen.

Der kostenlose Umtausch gehört inzwischen zum guten Ton

Deutlich kundenfreundlicher geben sich die meisten Händler beim Umtausch von Produkten: 36 der fünfzig getesteten Händler übernehmen die Kosten für die Rücksendung, meist durch ein entsprechendes Etikett, das der Bestellung beiliegt oder im Kundenbereich heruntergeladen und ausgedruckt werden kann. Und sechs weitere Online-Händler tragen die Kosten immerhin dann, wenn der Warenwert 40 Euro übersteigt oder sie ein falsches oder beschädigtes Produkt versendet haben.

Nur bei acht Online-Shops müssen Kunden auch die Portokosten für die Rücksendung tragen. Möglich wird die unterschiedliche Handhabung von Retouren durch das seit dem 13. Juni 2014 geltende Widerrufsrecht, das den Verbraucher in der Pflicht sieht. Viele Händler folgen dem Vorbild von Zalando („Schrei vor Glück oder schick’s zurück“), andere bürden Logistikkosten ihren Kunden auf. Konsumenten sollten in jedem Fall vor dem Kauf einen Blick auf die Versandkosten werfen.

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