Schnäppchen von der Insel? Auch nach dem Ja zum Brexit lohnt sich der Kauf bei britischen Online-Shops selten
Berlin, 29. Juni 2016. Am vergangenen Donnerstag haben die Briten überraschend beschlossen, aus der Europäischen Union austreten zu wollen. Der „Brexit“ hat den Wert des einst starken Pfund um 8,50 Prozent einbrechen lassen, von 1 zu 1,3139 Euro am Tag der Wahl auf aktuell 1 zu 1,2022 Euro (Stand: 27. Juni). Wer nun denkt, günstig bei britischen Online-Shops einkaufen zu können, dürfte jedoch enttäuscht sein: Nur wenige Produkte sind dort günstiger als hierzulande. Dies zeigt eine Stichprobe des Verbraucherforums mydealz.de, das die Preise für Hundert Produkte aus zehn Kategorien verglichen hat.
Preiswerte DVDs, günstiger Whiskey, billige Jeans und erschwinglicher Breakfast Tea – viel wurde in den letzten Tagen über Schnäppchen aus Großbritannien spekuliert. Eine Stichprobe von mydealz zeigt nun, dass die Hoffnungen von Smart-Shoppern nur selten in Erfüllung gehen: Bedingt durch den schwächelnden Pfund sind Produkte in britischen Online-Shops zwar erschwinglicher geworden. Wirklich sparen können Verbraucher aber nur in den wenigsten Fällen, wenn sie Produkte in Großbritannien statt bei deutschen Online-Händlern ordern: Nur 44 der für die Stichprobe herangezogenen Hundert Produkte waren beim Test in England günstiger – um durchschnittlich 13,92 Prozent (10,47 Euro). Ihnen gegenüber standen jedoch 56 Produkte, die bei britischen Händlern unverändert teurer sind – und dies im Mittel um 30,24 Prozent (15,86 Euro).
Ob sich die Bestellung bei britischen Online-Shops lohnt, hängt von der jeweiligen Produktkategorie ab. Die Tester von mydealz konnten fünf Produktkategorien ermitteln, bei denen ein Schnäppchen auf den ersten Blick wahrscheinlich ist: Hoffnungen auf eine Ersparnis können sich Verbraucher vor allem beim Kauf von Computerzubehör wie Monitoren, Mäusen, Routern und Lautsprechern machen. Sieben der zehn getestesten Produkte aus diesem Bereich waren bei britischen Online-Shops günstiger erhältlich als bei ihren deutschen Pendants. Die durchschnittliche Ersparnis betrug 12,88 Prozent (15,38 Euro).
Preislich ähnlich attraktiv sind auch viele Produkte aus dem Bereich Bürobedarf: Die durchschnittliche Ersparnis beim Kauf von Lochern, Tackern, Mauspads und Druckerpatronen lag bei 18,37 Prozent (2,95 Euro). Schnäppchenpotential haben aktuell auch Produkte aus den drei Bereichen Autopflege, Mode und Spielzeug. Jeweils fünf der zehn getesteten Produkte ließen sich bei der Stichprobe bei britischen günstiger als bei deutschen Online-Shops bestellen. Die durchschnittliche Ersparnis lag bei Autopflegemitteln und Produkten wie Scheibenwischern bei 23,34 Prozent (2,35 Euro), bei Spielzeug und Videospielkonsolen bei 25,26 Prozent (6,33 Euro) und bei Modeartikeln wie Jeans, Handtaschen und Schuhen sogar bei 70,03 Prozent (6,90 Euro).
Für viele andere Produkte lohnt sich der Besuch eines britischen Online-Shops hingegen kaum. Nur jeweils drei der zehn gesuchten Drogerieartikel, Küchengeräte, Kameras und Smartphones konnten die Tester bei der Stichprobe auf der Insel günstiger als in Deutschland bestellen. Die höchste Durchschnittsersparnis boten dabei Drogerieartikel mit 54,48 Prozent (5,46 Euro) und Kameras mit 40,88 Prozent (43,20 Euro), gefolgt von Küchengeräten (27,32 Prozent, 4,34 Euro) und Smartphones (24,23 Prozent, 25,77 Euro).
Etwas mehr Hoffnung auf ein Schnäppchen von der Insel können sich Eltern machen, die in Großbritannien Produkte für ihr Baby wie Schnuller, Windeln, Sitzauflagen oder Tragen bestellen möchten: Britische Online-Shops boten immerhin vier der zehn getesteten Produkte günstiger an. Im Mittel konnten die Tester von mydealz eine Ersparnis von 22,52 Prozent (5,31 Euro) erzielen. Fünf andere Produkte waren jedoch um durchschnittlich 27,48 Prozent (4,37 Euro) teurer, ein Trinkbecher der Marke „Nuk“ sogar um 85,42 Prozent. Nach einer in Deutschland erhältlichen Babyzahnbürste mit Beißring suchten die Tester bei britischen Online-Händlern sogar vergeblich.
Wer mit dem Gedanken spielt, bei britischen Online-Shops einzukaufen, sollte zwei Faktoren nicht aus dem Blick verlieren, die das ursprüngliche Schnäppchen schnell teuer machen können: die Versandkosten und Gebühren, die Banken und Kreditkartengesellschaften bei Zahlungen in Fremdwährungen berechnen. Wer bei britischen Online-Shops per Kreditkarte in Pfund bezahlt, wird so je nach Kreditkarte zusätzlich mit einem „Auslandsentgelt“ zwischen 1 und 2 Prozent des Kaufpreises zur Kasse gebeten. Für die Lieferung nach Deutschland sollten Verbraucher zudem sicherheitshalber zwischen acht und zehn Euro an Versandkosten einkalkulieren.
Angesichts dieser Mehrkosten entpuppen sich viele auf den ersten Blick attraktive Schnäppchen als deutlich teurer. Nur bei 15 der 43 von mydealz entdeckten Schnäppchen betrug die tatsächliche Ersparnis mehr als zehn Euro. Drei weitere Produkte lagen in einer Grauzone mit Ersparnissen zwischen acht und zehn Euro. Bei ganzen 26 weiteren Produkten fiel die Ersparnis mit acht oder weniger Euro jedoch zu gering aus. Echte Schnäppchen sind so auch bei britischen Online-Händlern rar.
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