Berlin, 5. April 2017. Auf 48,8 Milliarden Euro bezifferte der Handelsverband Deutschland (HDE) Ende Januar den Umsatz, den Online-Händler in diesem Jahr voraussichtlich erzielen. Im Vergleich zu 2016 liefe dies auf ein Plus von 11 Prozent hinaus.* Doch wie gut ist der Online-Handel wirklich ins neue Jahr gestartet? Steigt die Nachfrage? Und welche Händler profitieren vom Wachstum? Das Verbraucherforum mydealz.de hat 22,05 Millionen von ihm im ersten Quartal vermittelte Käufe analysiert, um Antworten auf diese Fragen zu finden.
Der deutsche Online-Handel ist stark ins neue Jahr gestartet: 22,05 Millionen Käufe vermittelte alleine das Verbraucherforum mydealz.de im ersten Quartal 2017. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Nachfrage damit um satte 19,75 Prozent. Vom Wachstum profitierten auf den ersten Blick eher die üblichen Verdächtigen: Jeder vierte Kauf entfiel auf Elektronikprodukte (Rang 1, 5,52 Millionen, 25,02 Prozent), jeder sechste auf Mode und Accessoires (Rang 2, 3,74 Millionen Käufe, 16,96 Prozent) und immerhin noch knapp jeder zehnte Kauf auf Filme, Musik und Spiele (Rang 3, 2,14 Millionen Käufe, 9,7 Prozent). Anbieter von Babywaren (Rang 12, 617.833 Käufe, 2,8 Prozent), Apps und Software (Rang 13, 479.205 Käufe, 2,17 Prozent) sowie Kosmetik (Rang 14, 208.724 Käufe, 0,95 Prozent) fristeten hingegen auch im ersten Quartal dieses Jahres ein Nischendasein.
Die Zahlen für das erste Viertel dieses Jahres lassen sich jedoch auch anders lesen: Gleicht man die Verkaufszahlen mit denen des ersten Quartals 2016 ab, verschieben sich die Gewichte: Besonders wachstumsstark ist nicht etwa der Handel mit Elektronik, Mode oder Filmen, sondern die Vermittlung von Verträgen und der Vertrieb von Baby- und Kleinkindbedarf: Ganze 1,2 Millionen Vertragsabschlüsse für Bankkonten, Mobilfunktarife, Versicherungen und Strom vermittelte mydealz von Anfang Januar bis Ende März dieses Jahres. Gegenüber dem ersten Quartal letzten Jahres stieg die Zahl der Abschlüsse damit um 89,68 Prozent (568.833 Abschlüsse). Zeitgleich kletterte die Nachfrage nach Babybedarf um 65,53 Prozent – von 373.244 vermittelten Käufen im ersten Jahresviertel 2016 auf nunmehr 617.833 Transaktionen.
Die Zahlen zeigen zweierlei: Das Internet ist erstens so alltäglich geworden, dass eine wachsende Zahl an Konsumenten online selbst Bankkonten eröffnet oder Verträge mit Versicherungen, Telekommunikations- oder Stromanbietern abschließt. Echtes Wachstum findet zweitens heute eher in der Nische statt – im Bereich Personal Finance oder im Handel mit Baby- und Kleinkinderbedarf.
Klassische Segmente des Online-Handels wie Elektronik oder Mode sucht man auf den vorderen Plätzen des Wachstumsrankings vergeblich. Zwar entfiel von Januar bis März dieses Jahres jeder vierte Kauf auf den Elektronikbereich. Unterm Strich stehen die 5,52 Millionen von mydealz.de vermittelten Transaktionen jedoch nur für ein Wachstum von 17,52 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2016. Und auch der Handel mit Modeartikeln legte im Jahresvergleich nur um 15,11 Prozent zu – von 3,25 auf 3,74 Millionen Käufe. Im Wachstumsranking liegt der Elektronikhandel damit nur auf dem siebten Platz, der Handel mit Mode und Accessoires auf Rang acht.
Die Zahlen zeigen, wie ausdifferenziert und saturiert beide Bereiche des Online-Handels heute sind. Andere Handelszweige stehen hingegen noch vor ihrer Blüte – allen voran der Handel mit Lebensmitteln. Zwar ist die Nachfrage nach Lebensmitteln schon zuletzt deutlich gestiegen – von 538.386 auf 772.226 von mydealz im ersten Quartal vermittelte Käufe. Das Nachfrageplus von 54,99 Prozent dürfte jedoch erst den Beginn des Wachstums bilden – angesichts des erst für April erwarteten Marktstarts von „Amazon Fresh“.
Der Online-Handel kennt Gewinner und Verlierer – und zur letzten Gruppe zählen zwei Art von Anbietern: Händler von Möbeln und Dekoartikeln auf der einen, Anbieter von mobilen Endgeräten, Software und Apps auf der anderen Seite. Während die Nachfrage nach Möbeln und Dekoartikeln im ersten Quartal mit 2,01 Millionen vermittelten Bestellungen nur leicht (3,97 Prozent, 83.016 Käufe) unter dem Vorjahresniveau lag, hatten die Anbieter von Apps, Software, Handys und Tablets mit einem weitaus stärkeren Nachfrageeinbruch zu kämpfen: Die Zahl der vermittelten Käufe/Installationen von Apps und Software sank im Jahresvergleich um 9,82 Prozent, von 531.379 auf 479.205. Die Nachfrage nach Handys und Tablets brach sogar um 19,19 Prozent (213.891 Käufe) ein.
Beide Probleme, der Rückgang bei den App-Installationen und das Minus für den Handy- und Tablethandel, sind hausgemacht. Schon die für Apple-Verhältnisse äußerst verhaltene Präsentation des neuen iPads am 21. März machte eines deutlich: Es fehlt den Tablet-Herstellern zunehmend an Innovationskraft. Und je iterativer die neuen Smartphones und Tablets werden, desto stärker sinkt die Nachfrage nach neuen Modellen. Besonders deutlich ablesen lässt sich dies am Tablet-Markt: Vom ersten Quartal 2016 zum ersten Quartal 2017 sank die Zahl der von mydealz vermittelten Tablet-Käufe um 35,12 Prozent, von 233.853 auf 151.714.
*Link zur HDE-Studie: http://mdz.me/hde2017
Link zur pdf-Version: http://mdz.me/trendsq117
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